Freier Fall / 70x50cm / 2013

HIGH END

Ausgangsmaterial der Collagen sind Architekturmagazine. Die Fotos der dort vorgestellten Bauten werden zerschnitten, die Bauteile in ein Baustofflager überführt und in neuen Kopplungen verbaut.

Die Gesetze der Statik, der Schwerkraft sind darin aufgelöst. Oben ist unten. Vorn ist die Tiefe.
Die Bauteile werden über Kopf gestellt oder auf die Seite gelegt. Eine Decke wird zum Boden. Eine Außenwand liegt nun innen. Die Fluchten prallen aufeinander und kreieren wildwüchsige Konstruktionen. Treppen laufen ins Leere, Türen sind nicht zu öffnen, Fenster blind oder hellwach beaufsichtigend.

Die Welt, so geschaffen, ist eine uns bekannte Welt. Piranesi hat sie bereits in den Carceri Stichen beschrieben. Räume ohne Ausweg – komplett und total gebaute Natur des Menschen.

Es sind die Räume der aktuellen Moderne, die Bauteile sind in ihrer Ästhetik jetzt und hier. Durch die Ausschließlichkeit, mit der sie nun auf den Bildern die ganze, ganze Welt gestalten, zeigt sich ihre ihnen eigene Qualität. Brutal und unerbittlich herrschen die Flächen über den Raum. Die Baukörper verschachteln sich zu höllischer Unkenntlichkeit. Die formale Leere geht über zur nächsten formalen Leere. Eine medusenartige Eleganz blendet jeglichen Protest.

In diese Todräume sind nun Bilder eingeklebt von Feuern, Rauch, Tauben, Roten Flecken, brodelndem Geschrei, Rufern in der Wüste, Sängern am Rande des Abgrunds, Fallenden, Heiligen, Narren. Uralte Phänomene des Trotzes und des Zorns. Winzige, kleine, wenige Zeichen der Hoffnung.

 

Berit Uhlhorn
2013